von Heinrich von Kleist
Schauspiel Leipzig
Premiere 31. Januar 2025
Regie Elsa-Sophie Jach
Bühne Aleksandra Pavlović
Kostüme Johanna Stenzel
Musik Max Andrzejewski
Dramaturgie Julia Buchberger
Schauspiel Teresa Schergaut | Denis Grafe | Denis Petković | Anne Cathrine Buhtz | Sebastian Doppelbauer | Sonja Isemer
Live-Musik Teresa Allgaier | Steffi Narr | Johannes von Buttlar
Fotos Rolf Arnold
Dorfrichter Adam ist wahrlich nicht zu beneiden: Nicht nur, dass er beim Aufstehen zu Fall gekommen ist und sich eine fiese Beule zugezogen hat. Auch die richterliche Perücke ist nicht auffindbar und schlecht geträumt hat er obendrein — im Traum war er Angeklagter und Richter zugleich. Und nun kündigt sich auch noch Gerichtsrat Walter an. Dessen Auftrag: in den Provinzgerichten nach dem Rechten und nach vorschriftsmäßiger Amtsgestaltung zu sehen. Die besten Voraussetzungen also, um einen anderen heiklen Fall zu klären: In derselben Nacht ist ein wertvoller Krug zu Bruch gegangen. Als Geschädigte und Klägerin tritt Marthe Rull auf. Das Ganze soll geschehen sein, als ein nächtlicher Besucher aus dem Zimmer ihrer Tochter Eve geflohen ist. Beklagter ist Ruprecht, der Verlobte Eves — doch der leugnet beharrlich. Ein abstruser Prozess beginnt, in dessen Verlauf die Wahrheit unter die Räder von Wortverdrehungen und Vertuschungsversuchen kommt und die Wirklichkeit auf bedrohliche Weise immer mehr Richter Adams Traum zu ähneln scheint.
Heinrich von Kleist wirft in seiner 1803 im Rahmen eines Dichterwettstreits entstandenen Juristenfarce einen satirisch-scharfen Blick auf die Fragilität einer Justiz, die mit ihren Verfahrensregeln und wohldefinierten Begrifflichkeiten manchmal nur mühsam ihre dunklen Gegenspieler — Eigennutz, Machtmissbrauch und Willkür — im Zaum zu halten vermag. In den Kleist’schen Wortkaskaden verschieben sich beharrlich die vermeintlichen Wahrheiten, bis Richter zu Gerichteten und Gerichtsdiener zu Richtern werden.